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Was ist Coaching?

Leon Pobuda · Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2022

Allgemein · 6 Min. Lesedauer

Was ist Coaching?

Derzeit boomt der Coaching-Markt. Allein in Deutschland gibt es Schätzungen zufolge ca. 30.000 Coaches. Doch was ist Coaching überhaupt und wer darf sich Coach nennen? Welche Arten von Coaching gibt es und auf welchen Konzepten basiert ein Coaching? Diesen Fragen widmen wir uns in diesem Blog-Beitrag.

Definition von Coaching

In der Literatur gibt es viele Definitionen von Coaching, die mehr oder weniger umfassend beschreiben was Coaching ist. Die Frage „was ist Coaching?“ haben sich auch die beiden Psychologen Siegfried Greif und Christopher Rauen gestellt:

Coaching-Definition von Greif

Nach Greif (2008) ist Coaching „eine intensive und systematische Förderung ergebnisorientierter Problem- & Selbstreflexionen sowie Beratung von Personen oder Gruppen zur Verbesserung der Erreichung selbstkongruenter Ziele oder zur bewussten Selbstveränderung und Selbstentwicklung. Ausgenommen ist die Beratung und Psychotherapie psychischer Störungen.“ (S. 59)

Coaching-Definition von Rauen

Eine weitere gängige Definition von Coaching stammt von Rauen (2001). Demnach ist Coaching ein „personenzentrierter Beratungs- und Betreuungsprozess, der berufliche und private Inhalte umfassen kann und zeitlich begrenzt ist“ (S. 64). Dabei umfasst Coaching „keine Ratschläge, sondern [ist eine] individuelle Prozessberatung im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe und zur Selbstverantwortung“ (S. 63).

 

Im Unterschied zu Rauen beschreibt die Coaching-Definition von Greif detaillierter was genau Coaching ist und grenzt zeitgleich ab was Coaching eben nicht ist – die Beratung und Psychotherapie psychischer Störungen.

Was ist Coaching?

Wie in den beiden Coaching-Definitionen erläutert, ist Coaching ein intensives, systematisches und methodengeleitetes Gespräch. Das Ziel dieses Gespräches ist es, dass der Klient seine persönlichen Ziele erreicht, z.B. Burn-Out-Prävention, Lösung von Konflikten, bestimmte Entscheidungen treffen. Hierfür werden die Probleme bzw. der Ist-Zustand des Klienten identifiziert und reflektiert, um zielorientierte Maßnahmen abzuleiten. Häufig gehen diese Maßnahmen mit einer bewussten Verhaltensveränderung (z.B. „Ich will abnehmen, also muss ich mein Verhalten ändern und mehr Sport treiben“) und/oder dem Aufbau neuer Kompetenzen (z.B. „Ich will abnehmen also muss ich lernen, mich beim Essen zurückzuhalten“) einher.

Coachings werden entweder mit einem Coach und einem Klienten (Einzelcoaching) oder mit mehreren Klienten (Gruppen- oder Teamcoaching) durchgeführt. Während ein Einzelcoaching sowohl von Privatpersonen als auch von Unternehmen in Anspruch genommen werden, sind Teamcoachings nur in Betrieben anzutreffen. Weiterhin ist ein Coaching immer zeitlich begrenzt. Je nach Umfang des Beratungsprozesses kann ein Coaching nur eine Stunde genauso gut aber auch beispielsweise 20 Stunden, verteilt über einen längeren Zeitraum, benötigen.

Was ist Coaching nicht? Abgrenzungen von Coaching

Wenn wir uns die Frage stellen was Coaching ist, dann ist es sinnvoll sich anzugucken, was Coaching eben nicht ist. Denn Coaching ist auf den ersten Blick nicht immer trennscharf von anderen Maßnahmen wie Beratung, Mentoring oder einer Psychotherapie zu unterscheiden. Beispielsweise nutzt Coaching Elemente aus der Beratung oder der Psychotherapie. Dennoch gibt es wichtige Unterscheidungen:  

Die 4 Schritte des Coaching

Der Coaching-Prozess beinhaltet in der Regel die folgenden vier Schritte:

  1. Kennenlern- und Kontaktphase
  2. Klärungsphase: Inhaltliche Orientierung und Analyse des Anliegens
  3. Veränderungsphase
  4. Zielerreichung und Abschlussphase

Settings im Coaching

Ein Coaching kann entweder in Präsenz (Face-to-Face) oder mithilfe von technischen Kommunikationsmitteln stattfinden. Das Face-to-Face Coaching wird in der Regel in der Praxis vom Coach durchgeführt. Wird das Coaching von einem Unternehmen gebucht, kann das Coaching alternativ auch innerhalb der Räumlichkeiten des Unternehmens zustande kommen. Jedoch ist ein Coaching nicht an die vier Wände gebunden. So kann ein Coaching auch beim Spazieren durchgeführt werden.

Durch die Digitalisierung sind auch dem Coaching keine räumlichen Grenzen mehr gesetzt. Das Online-Coaching ermöglicht Coach und Coachee ganz einfach virtuell miteinander zu kommunizieren.  

3 verschiedenen Arten von Coaching

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Coaching rasant verbreitet und weiterentwickelt. Für so ziemlich jedes Coachingthema oder -ziel gibt es mittlerweile ein eigenes Wort (z.B. Beziehungscoaching, Führungscoaching, Persönlichkeitscoaching etc.). Entsprechend undurchsichtig und verwirrend können diese vielen verschiedenen Coaching-Begriffe sein. Jedoch steht hinter diesen Begriffen in der Regel dasselbe Vorgehen eines Coachings, nur das Thema oder Ziel ist ein anderes.

Um die verschiedenen Arten von Coaching einfacher zu verstehen, kann man diese in drei Kategorien unterteilen. Welche drei Kategorien das sind und welche Anlässe es für ein Coaching gibt, erfährst du hier: Coaching Arten.

Wer darf Coaching anbieten?

Die Berufsbezeichnung „Coach“ ist nicht geschützt. Im Umkehrschluss darf jeder als Coach arbeiten und entsprechend ein Coaching anbieten. Da sich jeder Coach nennen darf, befindet sich eine enorme Anzahl an selbst ernannten Coaches auf dem Markt, die ihre Dienstleistungen anbieten. Dabei gibt es sehr große Unterschiede der Coaches hinsichtlich des Backgrounds und des Qualitätsniveaus.

Das Coaching und seine Konzepte

Es gibt unterschiedliche Konzepte, die einem Coaching zugrunde liegen. Diese unterscheiden sich in bestimmten Merkmalen und Interventionsansatzpunkten:  

1. Psychoanalytische oder psychodynamische Konzepte

Hierbei werden neben den sichtbaren und erlebbaren Fragestellungen im Coaching auch unbewusste Prozesse (z. B. Abwehrmechanismen, Ängste & Widerstände, Konfliktmuster, dominante Charaketerausprägungen etc.) analysiert, die das Verhalten des Klienten. Durch die zunehmende Erkenntnis über die persönlichen Muster und eigenen Entwicklungswünschen werden Wachstum, Selbststeuerung & Selbstwirksamkeit gefördert.

2. Das GROW-Modell und zielorientiertes Coaching

Bei diesem Konzept von Coaching wird auf das GROW-Modell zurückgegriffen. GROW steht für Goal (kurz- & langfristig), Reality (Realisierbarkeit in der aktuellen Situation prüfen), Optionen (Wahlmöglichkeiten und alternative Strategien) und Will (was muss wann und durch wen getan werden?). Zusätzlich empfiehlt es sich durch die SMART-Kriterien (Spezifisch, Messbar, Akzeptiert, Realistisch, Terminiert) die Ziele der Coachee motivierend zu definieren.

3. Verschiedene systemische Coachingkonzepte

Was unter einem systemischen Coaching verstanden wird ist sehr unterschiedlich. Die Mehrheit der systemischen Coachingkonzepte basiert auf keiner wissenschaftlichen Theorie. Einzelne systemische Coachings verweisen auf die operativ-konstruktivistische Theorie sozialer Systeme von Luhmann.

4. Neurolinguistisches Programmieren (NLP)

Das NLP ist ein Beispiel für eine pseudowissenschaftliche Theorie. So konnte die überwiegende Anzahl an Studien, die Annahmen und Wirksamkeit von NLP nicht bestätigen.

5. Kognitiv-behaviorale Coachingkonzepte

Kognitiv-behaviorale Coachingkonzepte basieren auf einer Analyse und Veränderung von Verhalten, Gedanken und Emotionen. Dabei kommt oftmals das ABC-Modell von Ellis (1993) oder das SORKC-Modell zum Einsatz. Für diesen speziellen Coachingansatz ist es typisch, dass weitere therapeutische Theorien und Methoden zum Einsatz kommen.

6. Lösungsorientierte Beratung

Die Annahmen der lösungsorientierten Beratung geht auf die lösungsorientierte Kurztherapie von de Shazer zurück. Demnach werden Problemanalysen gemieden, weil sie zu einer vergangenheitsbezogenen Problemfixierung führen können. Stattdessen versucht man die Coachees auf Lösungen zu fokussieren, indem sie sich auf Wünsche, Ziele, Ressourcen, Ausnahmen vom Problem zu konzentrieren.

7. Evidenzbasierte Coachingkonzepte

Als evidenzbasierte Coachingkonzepte gelten unter anderem das zielorientierte Coaching von Tony Grant und das positiv-psychologische Coaching. 

Das positiv-psychologische Coaching verfolgt die Annahmen, dass sich Interventionen positiver auf Klienten auswirken, wenn diese lösungs- oder stärkenorientiert direkt auf positive Folgen ausgerichtet sind.

8. Ergebnisorientiertes Coaching

Das ergebnisorientierte Coaching nach Greif integriert empirisch abgesicherte Erkenntnisse der psychologischen Grundlagenforschung und verschiedener Anwendungsdisziplinen. Dabei versteht sich das ergebnisorientierte Coaching bewusst nicht als abgeschlossene Theorie.

9. Narratives Coaching

Das Narrative Coaching ist auf die narrative Therapie von White & Epston (1990) zurückzuführen. Demnach soll der Klient sich seiner eigenen Geschichte bewusstwerden, und erkennen, dass seine Geschichte sozial konstruiert ist. Er soll verstehen, wie sie seine Identität und sein Verhalten ihn bewusst und unbewusst beeinflussen, um somit bewusst zum Autor seiner eigenen Geschichte zu werden.

Leon Pobuda
Psychologe & Coach

Herr Pobuda ist Experte für Business Coaching, Health Coaching & Life Coaching

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