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Das zielorientierte Coaching von Anthony Grant

Leon Pobuda · Zuletzt aktualisiert: 23. Oktober 2022

Allgemein · 7 Min. Lesedauer

Zielorientierte Coaching

Das Zielorientierte Coaching von Anthony Grant kann als ein Konzept von Coaching verstanden werden. Das Zyklusmodell integriert die allgemeine psychologische Forschung und kann somit Coaches bei der Gestaltung ihrer Coachingsitzung unterstützen, den Klienten erfolgreich behilflich zu sein. Da das Modell des zielorientierten Coaching sehr umfassend ist, wird dies nicht vollumfänglich behandelt. Wenn du dich also nach dem Lesen für das zielorientierte Coaching interessierst, dann empfehle ich dir, die Literatur (siehe im Beitrag ganz unten unter „Quellen“) zu lesen.

Definition: Was ist das zielorientierte Coaching?

Das Zielorientierte Coaching von Anthony Grant (2018) ist ein Modell, welches Coaches dabei helfen kann ihre Klienten im Zielfindungs- und Handlungsprozess zu unterstützen. In seinem Modell überträgt Grant die kognitionspsychologische Theorie der Selbstregulation (Carver & Sheier, 1998) auf das Coaching.

Gemäß dem zielorientierten Coaching können professionelle Coaches durch das Verständnis der verschiedenen Zielarten und ihrer Bedeutung für Veränderung in Kombination mit dem Begleiten von Zielfindungsprozesse, die Einsichten und Verhaltensänderungen der Klienten effektiv bearbeiten. In der Folge erhöht sich die Arbeitsleistung, das Arbeitsleben sowie das persönliche Wohlbefinden und Selbstverständnis der Klienten.

Zielorientiertes Coaching

1. Das Bedürfnis nach Coaching

Das Modell des zielorientierten Coachings startet mit dem Bedürfnis einer Person nach Coaching. Dabei spielen persönliche und auch kontextuelle bzw. organisationale Umstände eine Rolle. Persönliche Faktoren können zum Beispiel wahrgenommene Defizite und Möglichkeiten, psychologische Bedürfnisse (wie Selbstbestimmung), die Persönlichkeitsstruktur und verfügbare oder mangelnde Ressourcen sein. Als kontextuelle oder organisatorische Faktoren gelten beispielsweise die Komplexität des Systems, die soziale Kultur, die Art der zwischenmenschlichen Beziehungen, Belohnungen und Bestrafungen, und verfügbare oder mangelnde Ressourcen. All diese Faktoren beeinflussen das Commitment der Person am Zielsetzungsprozess während des Coachings.

2. Prozess der Zielwahl

In dem Prozess, indem sich Coach und Klienten befinden, um ein Ziel auszuwählen gibt es verschiedene Variablen, die einen Einfluss nehmen. So kann der Coach den Zielwahl-Prozess beeinflussen, indem er dem Klienten hilft effektive Ziele zu setzen, seine Handlungen zu planen oder seine zielorientierte Selbstregulation so sehr unterstützt, dass eine maximale Zielkongruenz entsteht. Weiterhin kann der Coach den Zielselektionsprozess positiv gestalten, wenn er es schafft den Sitzungen einen wahrgenommenen Wert zu verleihen und eine gute, vertrauliche Beziehung zum Klienten aufbaut.

Neben dem Coach kann auch der Klient den Zielselektionsprozess beeinflussen. Beispielsweise das Ausmaß, indem der Klient Autonomie und Mitspracherecht bei der Zielselektion empfindet oder seine Fähigkeit, sich anstehenden Aufgaben anzunehmen und auf Widrigkeiten flexibel zu reagieren. Dabei ist die Veränderungsbereitschaft vom Klienten hervorzuheben:

In welchem Stadium befindet sich der Klient?

Eine wesentliche Variable, die den Zielselektionsprozess beeinflusst ist die Bereitschaft, inwieweit der Coach bereit ist sich zu verändern. Hierbei verweist Grant auf das Transtheoretische Modell und weist darauf hin, dass der Coach darauf achten muss, in welchem Stadium sich der Klient befindet:

  1. Absichtslosigkeit: Keine Absicht, sich in der nächsten Zeit zu verändern.
  2. Absichtsbildung: Erwägung sich zu verändern, ohne etwas umgesetzt zu haben.
  3. Vorbereitung: Erhöhte Veränderungsbereitschaft und Absicht, sich in naher Zukunft zu verändern; meist sind bereits erste kleine Schritte erfolgt.
  4. Handlung: Das Zeigen neuer Verhaltensweisen seit kurzer Zeit (weniger als 6 Monate)
  5. Erhaltung: Dauerhaftes Zeigen des neuen Verhaltens über eine gewisse Zeit (ca. 6 Monate).

Stadium-spezifische Coaching-Strategien

  1. Abschichtslosigkeit = Bewusstsein des Klienten erhöhen und ihm so viele Informationen wie möglich zur Verfügung stellen, damit dieser zum Handeln angeregt wird. Beispiele sind multi-rater Feedbackbögen, qualitatives Feedback, Verkaufs- oder Leistungszahlen, oder andere, relevante Informationen.
  2. Absichtsbildung: Die Phase ist durch Ambivalenzen gekennzeichnet. Oftmals treten zwei oder mehrere Wünsche, Gefühle, Überzeugungen oder Meinungen gleichzeitig in einen Konflikt. Hierbei muss der Coach den Klienten unterstützen, indem er ihn anleitet diese Ambivalenz zu erkunden. Dabei sollte der Klient nicht gedrängt werden, ein Ziel zu formulieren, bevor er dazu bereit ist. Denn eine zu frühe oder zu präzise Zielsetzung führt in dieser Phase häufig dazu, dass Klienten sich innerlich vom Zielselektionsprozess entfernen.
  3. Vorbereitung: Das Ziel dieser Phase ist, dass sich der Klient eine Veränderung verbindlich vornimmt. Die Aufgabe vom Coach besteht hierbei darin, dem Klienten zu helfen, eine klare Vision der Zukunft für sich zu entwerfen (abstrakte Ziele), sowie sich kleine, leicht erreichbare aber konsequente Schritte in dieser Richtung zu setzen. Dabei sollten die Fortschritte genau beobachtet werden und das erwünschte Verhalten verstärkt werden. Zum Beispiel indem das Erreichen kleiner Unter-Ziele anerkannt und gefeiert wird.
  4. Handlungs- & Erhaltungsphase: Aufbauend auf den vorangegangenen Erfolgen werden die Verhaltensänderungen maximiert. Hierfür werden die Ziele herausfordernder gestaltet und Strategien entwickelt um das Verhalten dauerhaft aufrechtzuerhalten.

3. Die Zielwahl

Als Ergebnis des Zielselektionsprozesses wird ein Ziel für das Coaching ausgesucht. Hierbei kann zwischen mehr als 20 Arten von Zielen unterschieden werden. Zum Beispiel:

  • Ergebnisziele
  • Annäherungs- & Vermeidungsziele
  • Kurzfristige- & Langfristige Ziele
  • Leistungs- & Lernziele
  • Komplementäre & konkurrierende Ziele
  • Unbewusste Ziele
  • Selbstkonkordante Ziele
  • Etc.

In Anlehnung an Austin & Vancouver (1996) versteht Grant Ziele als „innere Repräsentationen erwünschter Zustände oder Ergebnisse“ (S. 388).

4. Handlungspläne erstellen und ausführen

In der nächsten Phase wird ein Weg erarbeitet, wie das Ziel erreicht werden soll. Die Aufgabe des Coaches besteht darin, den Klienten beim Erstellen eines realistischen und durchführbaren Handlungsplans sowie den dazu passenden Strategien zu unterstützen. Dabei hat der Coach darauf zu achten, dass der Handlungsplan motivierend wirkt, sodass dieser auch bei auftretenden Schwierigkeiten weiterverfolgt wird.

5. Der Selbstregulations-Zyklus

Um das Coaching erfolgreich zu gestalten, darf die Selbstregulation nicht fehlen. Also die Beobachtung und Evaluation der Handlungen sowie das dazugehörige Feedback. Denn somit kann kontrolliert werden, ob das Ziel erreicht wurde oder ggf. Anpassungen vorgenommen werden müssen. Was dabei beobachtet, evaluiert und ggf. verändert wird ist abhängig von dem Ziel und der Situation des Klienten. So lassen sich manche Verhaltensweisen besser erheben als andere. Beispielsweise lassen sich aktivitätsbasierte Handlungen wie Achtsamkeitsübungen direkt erfassen. Schwieriger wird die Erfassung von zwischenmenschlichen Kompetenzen und Komunnikationsmuster (z.B. am Arbeitsplatz). Hierbei müssen Coach und Klient bei der Erhebung und Evaluation kreativer sein.

Das Fundament des zielorientierten Coaching

Selbstregulationszyklus im zielorientierten Coaching

Das Konzept des zielorientierten Coaching basiert in erster Linie auf der kognitionspsychologische Theorie der Selbstregulation von Carver und Scheier (1998). Demnach beginnen Selbstregulationsprozesse indem ein Thema identifiziert wird, aus welchem ein Ziel abgeleitet werden kann. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, ist ein Handlungsplan notwendig und deren Umsetzung. Die Durchführung der Handlung wird von der handelnden Person beobachtet und anschließend bewertet oder evaluiert. Kommt die Person zu dem Ergebnis, dass die Handlung als Erfolg bewertet wird, endet der Prozess. Es kann jedoch vorkommen, dass die erfolgreiche Handlung öfter wiederholt werden muss, zum Beispiel für die langfristige Erfolgssicherung. Sollte die Person zu dem Entschluss kommen, dass die Handlungen nicht zu Erfolg führen, können Anpassungen vorgenommen werden und der gesamte Zyklus beginnt von vorn. Dabei werden nun ein anderes Thema, Ziel und / oder Handlungsplan in den Prozess integriert.

Quellen

  • Austin, J. T., & Vancouver, J. B. (1996). Goal constructs in psychology: structure, process, and content. Psychological Bulletin, 120(3), 338–375.
  • Carver, C. S. & Scheier, M. F. (1998). On the self-regulation of behavior. New York, NY US: Cambridge University Press.
  • Grant, Anthony. (2018). Zielperspektiven in die Coaching-Praxis integrieren – Ein integratives Modell zielorientierten Coachings. Coaching | Theorie & Praxis. 4. 10.1365/s40896-017-0020-x.

Leon Pobuda
Psychologe & Coach

Herr Pobuda ist Experte für Business Coaching, Health Coaching & Life Coaching

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