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Das ABC-Modell von Albert Ellis

Leon Pobuda · Zuletzt aktualisiert: 18. Oktober 2022

Allgemein · 7 Min. Lesedauer

ABC-Modell

Das ABC-Modell von Ellis ist ein psychologisches Modell aus der Verhaltenstherapie, um unser Verhalten zu erklären. Dabei spielen vor allem unsere Gedanken eine wichtige Rolle. Die Erweiterung, das ABCDE-Modell, bietet darüber hinaus einen Ansatzpunkt, wie das menschliche Verhalten verändert werden kann. Hierbei arbeiten Therapeuten oder Coaches mit ihren Klienten irrationale Gedanken umzustrukturieren. Was das ABC-Modell ist und wie du es verwenden kannst, erfährst du weiter unten.

Definition: Was ist das ABC-Modell?

Das ABC-Modell der Emotionen wurde von dem amerikanischen Psychologen Albert Ellis entwickelt. Es ist das Herzstück seiner Rational-Emotive Therapie (1955) und gehört zu den kognitiven Verhaltenstherapien. Der Grundgedanke basiert auf der Annahme, dass Verhaltensweisen und Gefühle ein direkter Ausdruck von Gedanken sind (Ellis, 1993).

Wie funktioniert das ABC-Modell?

In dem ABC-Modell wird zwischen einem Ereignis bzw. einer Situation, ihrer Bewertung und deren hervorgerufenen Konsequenzen unterschieden. Es ist also nicht die augenblickliche Situation, die bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten, sondern unsere Bewertung von dem Ereignis.
Die Buchstaben „ABC“ stehen hierbei als Akronym für:
A = activating Event
B = beliefs oder beliefs system
C = consequences

ABC-Schema

Gemäß dem ABC-Modell nehmen wir also ein äußeres oder innerpsychisches Ereignis wahr (A). Aufgrund bestimmter, bewusster oder unbewusster Überzeugungen, Bewertungsmuster, Einstellungen oder Lebensregeln wird dieses Ereignis von uns bewertet (B). Als Konsequenz unserer Bewertung der Ereignisse zeigen wir eine emotionale Reaktion (C), wie z.B. Trauer, Sorge oder Angst.

Beispiel ABC-Modell

Eine Person berichtet darüber, dass sie einen Zusammenbruch während einer Zugfahrt erlitten hat und seitdem Angst hat mit dem Zug zu fahren. Zuvor hatte sie folgendes ABC-Schema:

A (Ereignis) = Zugfahren → B (Bewertung) = Das Zugfahren ist nicht gefährlich → C (Verhaltenskonsequenz) = Ich empfinde keine Angst beim Zugfahren.

Nach ihrem Zusammenbruch berichtet die Person folgendes ABC-Schema:

A (Ereignis) = Zugfahrt steht bevor → B (Bewertung) = Ich darf auf keinen Fall wieder einen Zusammenbruch beim Zugfahren erleiden – ich könnte das auf keinen Fall ertragen → C (Verhaltenskonsequenz) = Ich vermeide es mit dem Zug zu fahren.

Der Bewertungs­prozess im ABC-Modell

Welche Prozesse in dem ABC-Modell von Ellis von dem Ereignis bis zur Gefühls- & Verhaltenskonsequenz ablaufen, sehen wir uns jetzt einmal im Detail an:

Bewertung der Ereignisse

Wenn wir ein Ereignis (A) wahrnehmen bewerten (B) wir, ob das Ereignis für uns relevant oder irrelevant ist. Dabei spielen folgende Aspekte eine Rolle:

  • Unsere persönliche Sichtweise der Situation A,
  • die abgeleiteten Schlussfolgerungen und vermuteten Konsequenzen sowie
  • die Bewertung dieser Schlussfolgerungen und vermuteten Konsequenzen hinsichtlich
    unserer Ziele.

Sind Ereignisse für uns irrelevant, führt dies nicht zu einer emotionalen Reaktion. Wird ein Ereignis hingegen als relevant eingestuft, erfolgt eine emotionale Reaktion (C). Dabei führen rationale Bewertungen einer Situation zu gesunden und irrationalen Bewertungen zu ungesunden Emotionen.

4 Kategorien der irrationalen Bewertung

Laut Ellis bedingen irrationale Bewertungen psychische Störungen und werden in vier weitere Kategorien unterteilt:

  • Muss-Denken: Wünsche wandeln sich zu absoluten Forderungen: „Ich muss“, „die anderen müssen“.
  • Globale negative Selbst- und Fremdbewertungen: Statt einzelner Eigenschaften, wird die Gesamtheit der Person als minderwertig angesehen: „Ich bin vollkommen wertlos“, „der andere taugt nichts“.
  • Katastrophisieren: Negative Ereignisse werden überbewertet: „Es wäre der absolute Horror, wenn …“.
  • Niedrige Frustrationstoleranz: Überzeugung, negative Ereignisse nicht aushalten zu können: „Ich könnte es nicht ertragen, wenn …“.

Intervention mit dem ABCDE-Modell

ABCDE-Modell

Das ABCDE-Modell ergänzt das ABC-Modell durch die Punkte „DisputationundEffekt“. Die Ergänzung liegt hierbei darin, dass eine Intervention eingeführt wird, um die irrationalen und dysfunktionalen Denkmuster einer Person aufzudecken und umzustrukturieren.

Die Intervention beginnt damit, dass dem Klienten das ABC-Schema erklärt wird. Als nächstes werden die selbstwertschädigenden Überzeugungen identifiziert, indem diese gemeinsam mit dem Klienten auf ihre Richtigkeit untersucht werden. Dabei gibt Ellis folgendes Vorgehen vor: Der Klient …

  • lässt seine „rationalen“ und „irrationalen“ Bewertungen in einem inneren Dialog debattieren.
  • unterscheidet seine Wünsche, Bedürfnisse und „rationalen“ bzw. „irrationalen“ Gedanken.
  • wägt die positiven und negativen Folgen von seinem Verhalten ab
  • unterscheidet zwischen katastrophalen, unerwünschten oder unerträglichen Ergebnissen.
  • deckt die Widersprüche in seinem Denken und Verhalten auf.

Abschließend werden neue Kognitionen und konstruktivere Bewältigungsstrategien aufgebaut. In der Folge tritt der erwartetet Effekte E ein, indem sich der Klient angemessener verhält und die Situation(en) rational bewertet.

Weitere Aussagen zum ABC-Modell von Ellis

  • Das Bewertungssystem bestimmt wie wir uns Fühlen und Verhalten und nicht die Situation.
  • Unsere Wahrnehmung unterliegt Verzerrungen bei der Speicherung, Erinnerung und Verarbeitung von Informationen.
  • In unsere Bewertung fließen alle bewussten und unbewussten Gedanken ein, die wir während der Situation (A) entwickeln. Zum Beispiel unsere Erinnerungen, Schlussfolgerungen, Vorstellungen, Träume und Bewertungen. Dabei ist die Art und Weise wie wir bewerten.
  • Unser Bewertungssystem wird von unseren persönlichen Meinungen und Ansichten beeinflusst. Dabei haben wir in unserem Leben gelernt auf eine bestimmte Art und Weise zu denken, zu schlussfolgern und zu bewerten.
  • Wenn eine Situation bewertet haben, sind die nachfolgenden Emotionen unumkehrbar. In diesem Zusammenhang wird auch von der Bewertungs-Gefühls-Logik gesprochen.
  • Im Gegenteil zu unseren Emotionen können wir jedoch bestimmen, wie wir uns Verhalten: So können wir uns in der Situation entsprechend verhalten, müssen es aber nicht.

Quellen

Leon Pobuda
Psychologe & Coach

Herr Pobuda ist Experte für Business Coaching, Health Coaching & Life Coaching

1 Kommentar

  1. Mohammad Nader Safi

    Danke,
    sehr gut geklärt.

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Leon Pobuda

Psychologe & Coach

Herr Pobuda ist Experte für Business Coaching, Health Coaching & Life Coaching

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