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Coaching vs. Psychotherapie
Leon Pobuda · Zuletzt aktualisiert: 13. Oktober 2022
Allgemein · 6 Min. Lesedauer
Inhaltsverzeichnis
Prinzipiell ähneln sich Coaching und Psychotherapie. Das ist historisch betrachtet jeoch auch kein Wundern, denn die Wurzeln des Coachings liegen in der Psychotherapie. Dennoch gibt es wichtige Unterschiede zwischen einer Psychotherapie und einem Coaching. Welche das sind und welche Gemeinsamkeit die Beiden haben, erfährst Du hier.
Der Unterschied zwischen Coaching und Psychotherapie
Ein Coaching ist nicht mit einer Psychotherapie gleichzusetzen. Coaching und Psychotherapie unterscheiden sich in folgenden Punkten:
Psychotherapie | Coaching | |
Zielgruppe | Spezialisierung auf Personen mit psych. Störungen | Alle Personen, die keine psych. Störung haben |
Wording der Teilnehmer | „Patient“ | „Klient“ oder „Coachee“ |
Voraussetzung | Approbation als Arzt oder Psychotherapeut | Keine Ausbildung notwendig |
Kostenübernahme | Krankenkassen | Selbstzahler oder Arbeitgeber |
Dauer | Ca. 40 – 300 Stunden | Ca. 11 Stunden im ø |
Fokus | Die eigene Person | Die eigene Person sowie ggf. organisationale Kontext, z.B. Business Coaching |
1. Zielgruppe
Eine Psychotherapie richtet sich an Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden. Aufgrund seiner spezifischen Ausbildung kann nur die Behandlung durch einen Psychotherapeuten zu einer Verbesserung führen. Versucht ein Coach eine psychische Erkrankung zu behandeln, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Ein Coaching ist hingegen für jeden geeignet, der den Wunsch hat, etwas zu verändern und für jeden, der eine Lösung für ein akutes Problem, für einen Konflikt oder Antworten für eine wichtige Karriere- oder Lebensfrage sucht.
2. Wording der Beteiligten
Weiterhin unterscheiden sich die Begriffe für die Beteiligten. Bei der Psychotherapie spricht man von einem „Arzt“, „Therapeuten“ oder „Psychotherapeuten“. Diejenigen, die eine Psychotherapie in Anspruch nehmen werden als „Patienten“ betitelt. Beim Coaching werden die Begriffe „Coach“, „Trainer“ oder „Berater“ verwendet. Anstelle von einem „Patienten“ wird außerdem der Begriff „Klient“ oder „Coachee“ verwendet.
3. Ausbildung & Zulassung
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen Coaching und Psychotherapie besteht in der Ausbildung und Zulassung. Als Psychotherapeut darf man nur arbeiten, wenn man entsprechend dem Psychotherapeutengesetz eine Ausbildung durchlaufen und die Zulassung (Approbation) erhalten hat. Die Ausbildung zum Psychotherapeuten baut auf einem Studium der Psychologie oder Medizin auf. Dementsprechend gehört der „Psychotherapeut“ zu den geschützten Begriffen, da sich nicht jeder so nennen darf. Anders sieht es beim „Coach“ aus. Coach zählt zu den ungeschützten Begriffen. Somit darf sich jeder als Coach betiteln. Dabei ist es unabhängig, ob man eine spezifische Ausbildung als Coach absolviert hat.
4. Kostenübernahmen
Oftmals werden Therapien von der Krankenkasse bezahlt, ein Coaching hingegen nicht. Folgerichtig müssen die Klienten die Kosten von einem Coaching selbst tragen. Hierfür fallen ca. 200€-700€ pro Stunde an. Eine Ausnahme besteht jedoch, wenn das Coaching vom Arbeitgeber bezahlt wird. Detaillierte Informationionen zu den Kosten findest du hier: Coaching Kosten.
5. Dauer
Außerdem unterscheiden sich Coaching und Psychotherapie hinsichtlich der Dauer. Patienten stehen oft unter hohem Leidensdruck und wollen langfristig mit dem Psychotherapeuten an ihren emotionalen Schwierigkeiten arbeiten. Je nach Art der Psychotherapie werden 40 bis 300 Sitzungen angesetzt. So geben die Richtlinienverfahren der analytischen Psychotherapie ca. 300 Stunden, die Tiefenpsychologie 100 und die Verhaltenstherapie 40 bis 60 Stunden vor.
Da es sich beim Coaching oftmals um klar eingegrenzte Probleme oder Ziele handelt ist die Stundenzahl geringer. Laut der BCO-Umfrage sind es 11 Stunden im Durchschnitt.
6. Fokus
In der Psychotherapie wird vorrangig die individuelle Ebene des Patienten analysiert. Selten hingegen wird die organisationale Ebene betrachtet. Anders ist es im Coaching insbesondere im Business-Coaching. Hier werden neben den individuellen Merkmalen auch die organisationalen Besonderheiten berücksichtig. So werden beispielsweise die Ziele der Unternehmen, Organisationsstrukturen, organisationale Veränderungen etc. thematisiert.
Die Gemeinsamkeiten von Coaching und Psychotherapie
Neben den Unterschieden zwischen Coaching und Psychotherapie gibt es auch Gemeinsamkeiten. Nachfolgend sind einige Gemeinsamkeiten aufgezählt, die sicherlich noch weiter ergänzt werden könnten:
- Lösungsorientierung
- Analytisches Vorgehen
- Aufbau neuer Verhaltensweisen
- Methoden
1. Lösungsorientierung
Sowohl im Coaching als auch in der Psychotherapie werden Menschen im Rahmen einer helfenden Beziehung bei der Lösung eines Problems begleitet und unterstützt. Um dieser Lösung näher zu kommen werden unter anderem Ressourcen des Klienten/Patienten aktiviert.
2. Analytisches Vorgehen
In der Psychotherapie und im Coaching nehmen die Analyse der Gedanken und Gefühle sowie die Auslöser und Konsequenzen eine überaus wichtige Rolle ein. Außerdem bildet die Selbst- & Problemreflexion des eigenen Verhaltens sowie der Kontextsituation einen elementaren Bestandteil des Vorgehens.
3. Aufbau neuer Verhaltensweisen
Um die individuellen Ziele zu erreichen, werden im Coaching und in der Psychotherapie an der Veränderung des Verhaltens gearbeitet.
4. Methoden
Oftmals haben die Methoden im Coaching einen Widererkennungswert mit den Methoden in der Psychoanalyse. Wenn man bedenkt, dass die Wurzeln des Coachings auf die Psychotherapie zurückzuführen sind, dann ist dies jedoch kein Wunder. Dementsprechend bestehen Gemeinsamkeit bei der Gesprächsführung, bei Fragetechniken und zahlreichen anderen Analyse- & Interventionsmethoden.
Leon Pobuda
Psychologe & Coach
Herr Pobuda ist Experte für Business Coaching, Health Coaching & Life Coaching
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