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Das Transaktionale Stressmodell (Lazarus & Folkmann)

Leon Pobuda · Zuletzt aktualisiert: 15. August 2023

Allgemein · 7 Min. Lesedauer

ABC-Modell

Stress – das allgegenwärtige Kribbeln im Bauch, wenn das Leben mal wieder in die Überholspur wechselt. Aber Moment mal, wie genau gehen wir damit um? Hier kommt das Transaktionale Stresmodell von Lazarus und Folkman ins Spiel, das die Psychologie auf den Kopf stellt! Richard S. Lazarus, der Guru der Stressforschung, hat dieses Modell kreiert, um zu enthüllen, wie wir Stressoren wahrnehmen und darauf reagieren. Von „Ist das wirklich ein Problem?“ bis hin zu „Kann ich das meistern?“ – in diesem Beitrag tauchen wir ein in die Welt der Bewertungen, Coping-Strategien und erfahren, wie wir den Alltagsstress mit einem Augenzwinkern in die Schranken weisen können.

Definition: Was ist das Transaktionale Stressmodell?

Das Transaktionale Stressmodell von Lazarus und Folkmann (1984) ist das wohl einflussreichste Modell der Stressforschung. Ihrer Definition folgend bezieht sich psychologischer Stress auf die Beziehung zwischen der Person und seiner Umwelt. Die Umwelt bzw. Situationen stellen die Person vor Herausforderungen, welche die Person hinsichtlich seines eigenen Wohlbefindens bewertet. In der Folge des Bewertungs­prozesses können die Bewältigungs­möglichkeiten der Person beansprucht oder überfordert werden. Hieraus leitet sich die Kernaussage des Modells ab: Stress entsteht, wenn die Person eine Abweichung zwischen den Anforderungen der Umwelt und den eigenen Fähigkeiten und Ressourcen feststellt.

3 Prozesse der Stressbewertung

Das Transaktionale Stressmodell von Lazarus und Folkmann unterscheidet drei Bewertungsprozesse, die eine Person bei der Beurteilung einer Situation durchläuft.

  1. Primäre Bewertung: Ist die Situation bedrohlich?
  2. Sekundäre Bewertung: Besitze ich genügend Ressourcen
  3. Neubewertung: Hat sich etwas verändert?

Dabei sind die beiden Prozesse primäre und sekundäre Bewertung nicht zwangsläufig als eine hierarchische Abfolge zu betrachten. Viel mehr besteht die Möglichkeit, dass sich die beiden Prozesse gegenseitig beeinflussen und zeitlich überlagern.

1. Primäre Bewertung

In der ersten Bewertungsphase beurteilt die Person die Situation mit der sie konfrontiert wird, ob Umweltbedingungen oder Anforderungen vorhanden sind oder zukünftig auftreten können, die eine Bedrohung für die eigene Person darstellen (Stressoren). Hierbei bestehen drei Bewertungsmöglichkeiten: Der Reiz bzw. die Situation ist

  • irrelevant,
  • positiv oder
  • gefährlich/ überfordernd

Für den weiteren Verlauf ist nur die Bewertung als gefährlich bzw. überfordernd relevant. In diesem Fall nimmt die Person eine weitere Einschätzung vor, in der sie beurteilt, ob

  • ein Schaden oder Verlust bereits eingetreten ist,
  • eine Beeinträchtigung bevorsteht oder
  • die Situation eine positive Herausforderung* darstellt.

*Eine positive Herausforderung stellt ein Situation dar, die als stresshaft aber zugleich auch als interessant oder lohnend beurteilt wird.

2. Sekundäre Bewertung

Wird die Situation als potentiell bedrohlich eingestuft, beurteilt die Person im nächsten Schritt, ob sie über genügend Ressourcen verfügt, um die Situation zu bewältigen. Hierbei zählen alle von der Person wahrgenommenen Möglichkeiten, um die Situation zu bewältigen, als Ressourcen. Beispiele für Ressourcen sind eigene Kompetenzen, soziale Unterstützung, Neubewertung der Situation, materieller Besitz etc. Bewertet die Person, die vorhandenen Ressourcen als unzureichend, um die Anforderungssituation zu bewältigen, kommt es zum Stresserleben und zu Stressreaktionen.

3. Neubewertung

Im Anschluss an die vorangehenden Bewertungen wird die Situation erneut eingeschätzt. Hierbei überprüft die Person, ob die vorhandenen Ressourcen ausreichen, um die Situation zu bewältigen oder ob diese weiterhin als bedrohlich angesehen wird.

3 Arten der Stressbewältigung (Coping)

Neben den Bewertungsprozessen besteht das Transaktionale Stressmodell aus verschiedenen Bewältigungs- bzw. Coping-Strategien, die im Anschluss an die sekundäre Bewertung zum Einsatz kommen. Hierbei unterscheidet Lazarus (1999) zwischen drei Arten der Stressbewältigung:

  • Problembezogenes Coping: Veränderung der Situation
  • Emotionsbezogenes Coping: Regulation negativer Emotionen
  • Bewertungsorientiertes Coping

Problembezogenes Coping

Das problembezogene Coping beinhaltet alle Anstrengungen, die sich auf die Veränderung der Situation richten. Beispielsweise versucht die Person durch gezielte Informationssuche, direkte Handlungen oder auch durch das Unterlassen von bestimmten Handlungen Problemsituationen zu überwinden oder sich den Gegebenheiten anzupassen.

Emotionsbezogenes Coping

Das emotionsbezogene Coping richtet sich auf die Regulation von negativen Emotionen der Person. Hierbei wird vorrangig versucht, die durch die Situation entstandene emotionale Erregung abzubauen.

Bewertungsorientiertes Coping

Die Neubewertung der Situation ist sowohl dem Bewertungsprozess zuzuordnen als auch den Bewältigungsstrategien. Im Sinne der Bewältigungsstrategie versucht eine Person, die Bedeutung einer stressigen Situation neu zu bewerten, indem sie ihre Gedanken und Interpretationen verändert. Das Hauptziel liegt darin, eine Belastung als Herausforderung zu sehen, weil so ein Lebensumstand positiv bewertet wird und dadurch Ressourcen frei werden, um angemessen zu reagieren. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn konkrete Problemlösungsansätze gefunden werden (siehe problemorientiertes Coping). Es müssen also verschiedene Bewältigungsstrategien kombiniert werden.

Quellen

  • Lazarus, R. S. & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. New York: Springer.
    Link zum Buch
  • Lazarus, R. S. (1999). Stress and emotion, a new synthesis. London: Free Association Books.
    Link zum Buch

Leon Pobuda
Psychologe & Coach

Herr Pobuda ist Experte für Business Coaching, Health Coaching & Life Coaching

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